2017 – ES IST VOLLBRACHT!

Die Ruhe ist vorbei. Das rhythmische Stampfen der Abfüllanlage begleitet uns nun tagaus, tagein. Es ist vollbracht. Wir haben unser Möglichstes getan. Nun folgt die Reifeprüfung, die Zeit, in der der neue Jahrgang nach und nach auf den Markt kommt, in der er verkostet, bewertet, kritisiert wird. In der man scheinbar gelassen hinter einem Tisch steht, auf den Kommentar des Verkosters wartend. Freilich gibt man sich möglichst den Anschein, sich des Wohlwollens desselben sowieso gewiss zu sein. Und doch bewegen sich die Zehen in den Schuhen, dreht sich der Korkenzieher in den Händen, während sich die Nase dem Glas nähert, während der Wein im Mund hin- und herschaukelt. Freilich lässt man es sich nicht anmerken, welcher Stein jedes Mal vom Herzen fällt, wenn die erlösenden drei Buchstaben kommen: GUT! Welche Wohltat es für das Winzerherz ist, wenn der Buchstaben mehr werden: HERVORRAGEND!

Wir haben geliefert. Wir alle. Der Bauer im Weinberg, der Kellermeister, der Arbeiter im Keller. Zugegeben, 2017 war für den Bauer schwieriger als für den Kellermeister. Es begann mit einem äußerst trockenen Winter, bis in den Frühling hinein. Das ist nie gut. Trotzdem weiß man nicht, was man sagen soll, wenn dann der Max anruft, ein junger Winzer, der gerade vor zwei Jahren den väterlichen Betrieb übernommen hat, und meint, seine Müller-Thurgau-Reben hätten nicht ausgetrieben. Roden und neu pflanzen. Ein paar Jahre lang sparen. Es ist manchmal hart, wenn man von der Natur abhängig ist. Im April dann sanken plötzlich die Temperaturen. Ein eigenartiges Gefühl, wenn man am Abend zu Bett geht und gar nicht mehr daran denkt, ob es wohl Schäden geben, sondern nur mehr, wie groß sie denn sein würden. Am Ende sind zwei Hektar erfroren, Gewürztraminer und Weißburgunder. Und wieder Müller Thurgau. Manchmal ist die Natur unbarmherzig. Die erste Sommerhälfte, heißt und extrem trocken. Hiobsbotschaften aus allen Teilen Italiens, wo Winzer freiwillig auf die Ernte verzichtet haben, um wenigstens die Rebstöcke zu retten. Dann ist man der Natur dankbar, dass bei uns noch immer frisches Wasser aus den Beregnungsleitungen kommt. Und schließlich der August, geprägt von starken Unwettern, Niederschlägen, die immer wieder Teile der Stadt überschwemmt haben. Jeden Tag der ungewisse Blick in den Himmel, zu den gelblichen, hagelversprechenden Wolken, und jeden Tag die Schadensmeldungen aus den verschiedenen Landesteilen: 5 %, 10 %, 30 %. Und jedes Mal ein Aufatmen, dass es die eigenen Bauern nur leicht getroffen hat. Im Herbst hatten wir schließlich ein ziemlich wechselhaftes Wetter – Wetterberichte, die sich immer wieder änderten, Erntepläne die laufend angepasst werden mussten, Telefone, die manchmal heiß liefen: „Bekommst du deine Erntehelfer auch einen Tag früher? Kannst du doch den Weißburgunder vor dem Chardonnay ernten? Hält der Pinot Grigio die zwei Tage Regenwetter noch aus?“

Es ist gut gegangen. Die Erntehelfer kamen einen Tag früher, der Weißburgunder vor dem Chardonnay, der Pinot Grigio hat die zwei Tage ausgehalten. Die Zuckerwerte waren überraschend hoch und konstant, die Säurewerte optimal, die Trauben gesund. So wie wir Kellermeister es uns wünschen, und so, dass unsere Arbeit verhältnismäßig einfach wird. 2017 ist kein Überjahrgang. Die Weine sind im Vergleich zu den Top-Jahrgängen 2015 und 2016 etwas dünner. Dafür sind sie elegant, sie sind saftig, sie sind mineralisch, mit einer guten Frucht. Weine, die, besonders unter Berücksichtigung der Umstände, immer wieder ein Lächeln auf unser Gesicht zaubern. Nein, schämen müssen wir uns wirklich nicht für diese Weine, ganz im Gegenteil. Und wer weiß, vielleicht werden wir ja in 5 oder 6 Jahren zu einem ganz anderen Urteil kommen: 2017 – extrem unterbewertet.