Unsere diesjährige Weihnachtsgeschichte handelt von dem besonderen Glauben und die Magie rund um dieses Fest. Werden Sie noch einmal zu Kindern und erleben Sie Weihnachten durch die Augen der Kleinsten.
Nehmen Sie sich ein paar Minuten für unseren ganz persönlichen Weihnachtsgruß.
DAS CHRISTKIND
Weihnachtsgeschichte von Hannes Rottensteiner – Nr. 4
Das Christkind* gibt es nicht. Klar. Ich meine, wir alle wissen ja ganz genau, dass wir Eltern es sind, die sich jedes Jahr aufs Neue den Kopf zermartern, wie man am besten die Geschenke unter den Baum schmuggeln könnte, ohne dass es die Kinder merken.
Und die sich immer wieder Geschichten ausdenken, um dieses scheinbar stupide Konstrukt entgegen aller Zweifel der Kleinen aufrecht zu erhalten
Letztes Jahr fand ich es also an der Zeit, meine Kinder darüber aufzuklären. Es war meine Frau, die mich zurückhielt, und da ich keinen Streit vom Zaun brechen wollte, erklärte ich mich bereit, noch ein Jahr zuzuwarten mit der Verkündung der großen Wahrheit. Dann kam Weihnachten immer näher.
Die Kinder schrieben die Wunschzettel, klebten dazu ihre liebsten Sticker unter die genau überlegte Liste, um dem Christkind eine Freude zu machen. Und kontrollierten natürlich auch, ob dieses die Zettel ja auch abholen würde.
Die Spannung stieg, und dann war er wieder einmal da, der Heilige Abend. Nervosität bis zum Abwinken bei den Kleinen, Herumrutschen auf dem Stuhl beim Abendessen, vermischt mit diesem verzweifelten Sich-Zusammenreißen-Wollen, um das Christkind nicht doch etwa noch auf dem letzten Meter zu vergraulen.
Bis endlich das erlösende Glöckchen erklang, sich die Augen weiteten und es mit einem geflüsterten „Das Christkind!“ zum Baum ging. Und als sie also dastanden, mit glänzenden Augen und pochendem Herzen, sich an den Händen haltend, da war es mir, als ob das Christkind wahrhaftig auf der Fensterbank säße und uns zulächelte.
Nein, wir sollten den Kindern nicht den Glauben an das Christkind nehmen.
Wir sollten uns selbst überzeugen, dass es doch gibt, irgendwie.
Im Geist der Weihnacht.
*In Südtirol glauben die Kinder an das Christkind und nicht an den Weihnachtsmann.
Hier gibt es unsere Weihnachtsgeschichten zum Ausdrucken und Vorlesen!
Mit dieser Geschichte überbringen wir Ihnen die besten Wünsche für eine Frohe Weihnacht und ein gesegnetes Neues Jahr, auf dass es für uns alle ein befriedigendes und erfolgreiches wird.
Judith und Hannes Rottensteiner