Weihnachten 2023

Weihnachtsgeschichte von Hannes Rottensteiner – Nr. 5

“Keine Zeit”

Lieber Papi,

Im Jänner habe ich bei der Schulaufführung „Alle Vöglein sind schon da“ auf meiner Blockflöte gespielt. Leider hattest du ein Konzert in Wien und konntest mich nicht hören. Aber ich habe ganz fest an dich gedacht.

Im Februar habe ich bei der Faschingsfeier „Das singende Känguru“ auf meiner Blockflöte gespielt. Leider hattest du ein Konzert in Berlin und konntest mich nicht hören. Aber ich habe ganz fest an dich gedacht.

Im März habe ich auf Omas Geburtstag „Alles Gute“ auf meiner Blockflöte gespielt. Leider hattest du ein Konzert in Paris und konntest mich nicht hören. Aber ich habe ganz fest an dich gedacht.

Im April habe ich „Großer Gott wir loben dich“ gespielt, in der Kirche, bei der Ostermesse. Du warst in London und konntest mich nicht hören. Ich habe es auch für dich gespielt.

Im Mai war Jungscharfeier, und ich habe „Ein Kreis beginnt zu leben“ gespielt. Du hattest in New York zu tun. Ich war irgendwie ganz bei dir.

Im Juni, bei der Schulabschlussfeier, habe ich „Die Ode an die Freude“ gespielt. Du warst leider in Stockholm. Aber ich habe an dich gedacht.

Im September war Schulanfang, und ich habe mit Klarinette begonnen. Du hattest leider eine Tournee in Spanien. Es ist dein Instrument, Papi, daran denke ich immer, wenn ich es spiele.

Im Oktober habe ich für Opas 80. „Hoch auf dem gelben Wagen“ gelernt. Du warst leider in Lissabon. Das hättest du hören sollen, Papi!

Im November habe ich in der Schule „Laterne, Laterne“ gespielt, bei der Martinsfeier. Du warst leider in Toronto. Mami hat gesagt, es hätte dir sicher gefallen.

Zu Weihnachten warst du zu Hause, und wir haben zusammen „Stille Nacht“ gespielt.

Ich werde das nie vergessen. Ich liebe dich, Papi.